Der verwundete Begleiter
Traditionsgemäß trafen sich Mitglieder des Hospizvereins Arberland e. V. an einem schönen Oktobersamstag auf der Gutsalm Harlachberg zu ihrer Herbsttagung, dem Highlight für die ehrenamtlichen Hospizbegleiter.
Lassen Hospizbegleiter*innen Gedanken der Hospizbewegung und an Begleitungen Revue passieren, denken sie an heilen, heil machen, heil werden, wohl wissend, dass die Krankheit, die Wunden nicht mehr heilbar sind. Dabei haben sie ausschließlich die Schwerstkranken und Sterbenden im Blick. So manche(r) Begleiter*in vergisst sich darüber selbst, denn man will stark sein, ein Fels in der Brandung.
An der Herbsttagung wollten die Hospizbegleiter sich, ihre Verletzlichkeit, Verletzungen und daraus resultierende Handlungsweisen hinterfragen. Dazu hatten die Verantwortlichen das Thema „Die/Der verwundete Begleiter*in“ gewählt und die am Ammersee beheimatete Petra Mayer vom „Goldenen Bildungsweg“ ausgewählt. Die Referentin stellte die Kernfrage „Wie wirken sich meine auf meinem Lebensweg erlittenen Verwundungen in der unmittelbaren Beziehungsgestaltung zu den zu begleitenden Menschen aus?“ In Gesprächen über den eigenen Lebensweg wurde sehr schnell klar, dass jeder Mensch in seinem Leben verletzt worden ist und oftmals noch mit den daraus entstandenen Wunden zu kämpfen hat. Aus der Forschung weiß man, dass Urwunden sich in Neuzeitwunden unbewusst wiederholen können, zu bleibenden Wunden werden, die die Empathie-Fähigkeit massiv stören können. Das ist dann der Fall, wenn der emotionale Ballast immer größer und schließlich zur Belastung wird. Innehalten und seinen eigenen Ballast, den man mit sich trägt, sollten geprüft werden. Man wird dann feststellen, dass man im wahrsten Sinne des Wortes nachtragend ist. Die Bereitschaft Ballast aufzuarbeiten, ist Vergebungsarbeit, ein meist langer Prozess. Dabei muss klar sein, dass vergeben nicht vergessen heißt. Es bedeutet aber, dass man sich mit den alten Verletzungen und den Menschen, die sie einem zugefügt haben, intensiv auseinandersetzt, Gründe für die damalige Situation und nach Verstehen, ja Verständnis sucht. Diese Grundlage für Vergebung führt dazu, dass die Wunde nicht mehr schmerzt, dass man nicht mehr unter Trauer, Schmerz oder Hass leidet und damit unbelastet in Begleitungen gehen kann. Das ist das Ziel, auf das jeder Hospizbegleiter hinarbeitet, um befreit im wahrsten Sinne des Wortes begleiten zu können. Die Referentin verstand es, die Gruppe von 32 Hospizbegleitern durch ihre temperamentvolle Art, gekonnte anschauliche Beispiele und das Präsentieren von Bildern aus einem reichen Erfahrungs-schatz sowie das Einbinden von Gruppenarbeit zu begeistern.
Ein erster aktueller Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmern fand vor Ort in den Pausen statt, in denen vorzüglich für das leibliche Wohl gesorgt war.
Bericht Foto: hh
Foto: Sonja Fürst